Die Kleingartenanlage Nordost an der Leopoldstrasse wurde bereits 1938 gegründet, erhielt seinerzeit allerdings noch nicht den Status einer Daueranlage. Bis Anfang der 80er Jahre ist wenig bekannt, nur, dass die Anlage ursprünglich eine deutlich größere Fläche einnahm und die einzelnen Gärten mit rund 500 m² teils mehr als die doppelte Fläche der heutigen Parzellen hatten. 1983 schien das Ende gekommen. Die Stadt München machte von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch und zahlte den Pächtern eine Abfindung. Die meisten Gartler zogen ineine andere Kleingartenanlage um, einige blieben jedoch und der damalige Vorstand begann einen zähen Kampf um den Erhalt von NO26.

1985 kam dann die Wende. Zwar musste etwa ein Drittel der Gesamtfläche abgetreten werden. Von 71 Gärten verblieben nach Teilung der bestehenden Parzellen noch 57. Aber es wird auch der Status einer Daueranlage erreicht. 1987 installierte die Stadt München neue Wasserleitungen und die seit 1954 bestehende Vereinsgaststätte wurde an die Kanalisation angeschlossen.

 

Das Jahr 1990 war in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits erhielt NO26 zwei Auszeichnungen. Als "eine der schönsten Gärten Deutschlands", andererseits drohte bereits wieder eine Kündigung durch die Stadt München wegen angeblich industriell verseuchter Erde. Die Kleingärtner bauten Hochbeete und zogen ihr Gemüse nur noch in frischer, unverdächtiger Erde. Die Stadt München errichtete eine Grundwasserreinigungsanlage am Nordostende des Areals.

 

1992 konnte die Vereinsgaststätte nach einer vollständigen Renovierung und Modernisierung wieder eröffnet werden- die Arbeiten hatten sich durch interne Querelen allerdings zwei Jahre hingezogen. Am 15. Juni 1993 wird der Kleingartenverein NO 26 ins Vereinsregister eingetragen.

1997 wurde die Vereinsgasstätte in eine öffentliche Gaststätte mit Biergarten umgewandelt, ist seitdem also für jedermann zugänglich.

 

Die Gartenordnung von NO 26 folgt noch den ursprünglichen Regeln, die das dauerhafte Bewohnen der Gartenhäuser verhindern soll: Keine festen Strom- oder Wasseranschlüsse in den Gartenhäusern, Strom gibt es - für 50 Cent die Stunde - an den Zapfstellen entlang der Gartenwege, jede Parzelle hat einen Wasseranschluss im Garten. Gelegentliches Übernachten und Grillen ist erlaubt.

Um den Beginn des zweiten Jahrtausends erlebt das Umfeld der Gartenanlage einige langfristige Veränderungen. Zwischen Autobahn A9, Schenkendorfstrasse und Domagkstrasse werden die Gebäude der Industriebrache abgerissen und es entstehen nach und nach Wohngebäude, Büros, Hotels und ein Hochhaus: die "Parkstadt Schwabing".  

Im März 2007 ist es mit der wiedererlangten Ruhe dann erst mal wieder vorbei: nach dem ersten Spatenstich am 21. März beginnen umgehend die Erdarbeiten für die neue Tramlinie 23, die, direkt an der Ostseite der Gärten vorbei, vom Frankfurter Ring zur Münchener Freiheit führt. Am folgenden Tag starten an der Karl-Weinmairstrasse auf der seit 1985 brachliegenden Fläche die Ausschachtungsarbeiten für die "Fashion Mall" mit einer 115 Meter langen Fassade. Die Tram nimmt ihren Betrieb im Dezember 2009 auf, die "Fashion Mall" bereits im Oktober 2008.

 

Manche der Kleingärtner bewirtschaften ihre Parzellen jetzt seit der Neuaufteilung 1985, im Laufe der Jahre sind natürlich auch neue Gartler dazu gekommen. Sie alle haben Grund denen dankbar zu sein, die sich in kritischen Situationen ausdauernd und mit Erfolg für den Erhalt der Anlage eingesetzt haben. Viele der Gärten sind wahre Schmuckstücke und Besucher gehen gerne "Garten gucken" und freuen sich über besonders gelungene Beete und Arrangements. Und es stimmt schon, wenn sie immer mal wieder sagen, manche ein klein bisschen neidisch:

 

"Kleingartenanlagen sind die kleinen Paradiese der Großstadt."

München im September 2009

Text unter Verwendung der Festschrift

"70 Jahre Kleingartenverein Nord-Ost 26 e.V."